Articles by Heidrun Beer  --  Poetry by Heidrun Beer

  

Serie „Unser innerer Computer“ Nr. 1

Das Zoom-Werkzeug

© Heidrun Beer 2002

 

L. Ron Hubbard's Einfall, das Gedächtnis mit den Speicher"banken" eines Computers zu vergleichen, war eine bahnbrechende Idee, obwohl zu der Zeit, als er das Buch "Dianetik" schrieb (1950), der Computer noch ein viel zu exotisches Gerät war, als daß man aus dieser Theorie in der Praxis hätte Nutzen ziehen können. Computer waren nicht Bestandteil unserer Welt, sie existierten „dort draußen“, nicht „hier drinnen“, ihr Innenleben war ein absonderliches Geheimnis – also konnte man sie kaum als Vergleichsbasis für die Funktionen des Verstandes verwenden.

 

Heute, wo in allen Betrieben und den meisten Haushalten Computer zur Einrichtung gehören und die Kinder schon in der Schule lernen, damit umzugehen, ist es vielleicht an der Zeit, Hubbard's Idee wieder aufzugreifen und weiterzudenken. Schließlich steckt darin ein ungeheures Potential.

 

Reparieren, reparieren… wie wäre es mit Funktionieren?

 

Hubbard damals, und seine Nachfolger heute, waren und sind in erster Linie damit beschäftigt, Pannen zu reparieren. Pannen im Verstand! Die typische Auditing-Sitzung, das gesamte klassische Prozessing orientiert sich an „Ladung“, der negativen Energie, die entsteht, wenn die Dinge schief laufen, wenn man von einem Trauma, einem Fehlschlag oder einer Schuld überwältigt wird. Spätere Entwicklungen wie die von Alan C. Walter orientieren sich bereits mehr an positiven Zielsetzungen, befassen sich aber immer noch hauptsächlich mit „Reparaturarbeit“.

 

Je mehr man aber reparieren muß, desto weniger Zeit bleibt zum Funktionieren! Das gilt für den Computer genauso wie für den Verstand. Wir alle wissen, wie nervtötend es ist, wenn der Computer defekt ist und man nichts, aber auch gar nichts von dem erledigen kann, was so dringend erledigt werden müßte – von dem zermürbenden Warten auf den Techniker (und seinen horrenden Rechnungen) gar nicht zu sprechen.

 

Mit dem Verstand ist es noch viel schlimmer. Wenn der Verstand stillsteht oder in einer Endlosschleife um ein unverdautes Trauma kreist, findet das Leben nicht statt. Mitbewerber, Ehepartner, die eigenen Kinder – alle kommen voran; nur wir selbst treten auf der Stelle, und der Abstand zwischen ihnen und uns wird jeden Tag größer. Unsere Umgebung läuft einen Sprint; wir haben uns in den Startlöchern verhakt. Sie passieren eine Zeitmarke nach der anderen; wir sehen kaum die Ziellinie – ja manchmal haben wir nicht einmal bemerkt, daß ein Rennen stattfindet.

 

Auf das Betriebssystem kommt es an

 

Es ist eine Binsenweisheit, daß jeder Computer nur so gut ist wie das Betriebssystem, das darauf läuft. Und dieses wiederum ist so gut, wie die Programmierer es geschrieben haben. Dasselbe vom Verstand zu behaupten, ist fast schon zu simpel – aber trotzdem nicht falsch!

 

Nun haben wir guten Grund, jeder Art von mentaler Programmierung gründlich zu mißtrauen. Wir brauchen uns nur in den benachbarten Kulturen – ja oft sogar in unserer eigenen Kultur – umzusehen, um zu erkennen, wie erschreckend das Programmieren eines Verstandes mißlingen kann.

 

Wir finden uns in einer beklemmenden Dichotomie wieder: wir brauchen ein Betriebssystem, können ihm aber nicht wirklich trauen; je konsequenter ein Verstand durchprogrammiert ist, desto verhängnisvoller wirken sich auch die Fehler aus, die sich in die Programmierung möglicherweise eingeschlichen haben.

 

Nichts wirklich Neues für jene von uns, die schon länger am Computer arbeiten. Denken wir bloß zurück an die Zeiten des seligen Windows 95! Spätestens damals haben wir alle aus erster Hand gelernt, daß es von der Qualität des installierten Systems abhängt, ob unser Computer stabil läuft oder dazu neigt, bei jeder Gelegenheit abzustürzen.

 

Nochmals: Der Computer ist zugleich sehr klug und sehr dumm. Er kann Bedeutendes leisten, wenn wir ihn intelligent installieren. Er tut nur leider sklavisch das, was ihm der Programmierer zuvor gesagt hat, daß er tun soll. Nur ein schlecht eingerichteter Computer stürzt ab! Oder umgekehrt, ein Computer, der abstürzt, ist nicht optimal eingerichtet.

 

Eine bestürzende Erkenntnis: ob mit Absicht oder aus Versehen, er ist auf das Abstürzen programmiert! Denn wenn er überhaupt nicht programmiert wäre, würde er auch überhaupt nichts tun - er wäre ungefähr so intelligent und fähig wie ein Schrank an der Wand.

 

Die Schlußfolgerung sollte nicht sein, daß wir aus lauter Mißtrauen ganz ohne Betriebssystem arbeiten (das kann nicht funktionieren), oder uns darauf einrichten müssen, unseren inneren Computer täglich zu reparieren und frisch aufzusetzen. Nein - falls nötig, reparieren wir ihn einmal und richten ihn dann so intelligent ein, daß er nicht mehr abstürzt!

 

Es war dieser letztere Arbeitsgang, das Installieren eines stabilen (Denk-) Systems im Anschluß an die Reparatur, der uns bisher gefehlt hat.

 

Den Verstand trainieren?

 

Also müssen wir als nächstes auf die Suche nach einem Betriebssystem gehen, das stabil läuft und Systemabstürze weitgehend ausschließt. Allerdings können wir beim Verstand nicht bei Null beginnen, weil wir ihn ja weiterhin benützen müssen, während wir ihn frisch einrichten. Also wird es wohl eher darauf ankommen, neue und verläßliche Werkzeuge zu finden und etwaige Schwächen bei den vorhandenen auszumerzen.

 

Ein Denkwerkzeug können wir uns recht ähnlich vorstellen wie ein Computerprogramm. Oder auch wie eine bestimmte Funktion in einem Computerprogramm. Es ist nicht etwas, das sich unserer Kontrolle entzieht und geheimnisvoll im Hintergrund vor sich hin summt. Es ist eine Funktion, die wir bewußt einsetzen und die wir kontrollieren. Schließlich wollen wir immer Herr über diese Dinge bleiben, und uns nicht in ferngesteuerte, programmierte Roboter verwandeln!

 

Natürlich können wir uns auf den Standpunkt stellen, daß ein geistiges Wesen, wenn es voller Lebensenergie ist und ganz in der Gegenwart lebt, eigentlich auch völlig ohne Werkzeuge auskommen müßte. Da ist etwas Wahres dran. Aber Hand aufs Herz, steigen wir nicht lieber in ein Auto einer erprobten Type, als selbst mit Verbrennungsmotoren und Differentialgetriebebestandteilen zu experimentieren? Und hat ein fix-fertiges Telefon nicht seine Vorteile, speziell wenn man innerhalb der nächsten 5 Minuten jemanden erreichen muß?

 

Traumatische Erziehung und Schuljahre

 

Ein geistiges Wesen ist lebendig und daher nicht berechenbar; aber der Verstand ist eine Maschine und läßt sich konditionieren. Je besser er eingerichtet ist, desto effizienter kann man ihn einsetzen. Natürlich krachen die meisten von uns bei diesem Thema in eins der massivsten Traumen unserer ersten Jahre: die Kindheit und Schulzeit, in der unser Verstand durchaus konditioniert worden ist, es fragt sich nur wie?

 

Instinktiv scheuen wir davor zurück, unseren Verstand trainieren oder – Gott bewahre! – programmieren zu lassen, weil in diesem simplen technischen Vorgang von früher her so viel negatives Erleben verpackt ist. Wir versuchen uns deshalb vor weiteren Programmierversuchen fernzuhalten und abzuschirmen, wie man einen gebrochenen Arm schient, und schont, um ihn vor noch größerem Schaden zu bewahren.

 

Aber es muß uns klar sein, daß es sich dabei um Fehler gehandelt hat. Nur fehlerhafte Programme ärgern uns, nur an fehlerhaftes Denktraining denken wir mit Schaudern zurück. Programmierarbeit, die klaglos funktioniert, brauchen wir täglich, damit sie die (Denk-) Arbeit für uns erledigt. Und wie beim gebrochenen Arm ist es – gleich nach der Wiederherstellung von Trauma oder auch Fehlprogrammierung – das Wichtigste überhaupt, den Verstand anschließend wieder gebrauchen zu lernen, ihn fit zu trainieren und in Topform zu bringen.

 

Bis zum Abschluß der Wiederherstellung hat die intensive Reparaturarbeit des Prozessing, wie von Hubbard und seinen Nachfolgern beschrieben, hier eines ihrer lohnendsten Zielgebiete. Aber gleich nach der Reparatur müßte die Trainingsarbeit kommen, sonst wird der Verstand immer schwach bleiben, so wie der gebrochene Arm schwach bleibt, wenn man ihn nicht systematisch wieder trainiert, sobald der Gips abgenommen ist.

 

Oder wenn man an die Analogie mit dem Computer denken möchte: nach dem erfolgreichen Umbau oder dem Säubern des Systems von Computerviren (schädlichen Programmen!) müßte man seine CD’s hervorziehen und jene Programme wieder installieren, die das System erst brauchbar und wertvoll machen, so daß man arbeiten kann wie früher – oder vielleicht sogar besser als je zuvor!

 

Selbst- und Fremdbestimmung

 

Zum Glück ist es beim Verstand so, daß wir ihn ausschließlich selbst einrichten können. Wir als Eigentümer bleiben immer die letzte Instanz und haben immer die endgültige Entscheidung, welche Werkzeuge wir einsetzen wollen, wann, und wie; und ob wir überhaupt mit Werkzeugen arbeiten oder aber „freestyle“, ohne vorgeformte Denkmuster, an jede neue Situation unvoreingenommen herangehen wollen.

 

Falls diese Eigentümerschaft uns in der Kindheit (womöglich mit Gewalt) herausprogrammiert wurde, sind wir Roboter und werden immer von der einen oder anderen Art von Fernsteuerung abhängig sein, sei es Fernsteuerung durch eine Schule, eine Kirche, eine Gesellschaft, eine Regierung oder eine andere höhere Instanz. In einem solchen Fall müßte man die Reparaturleute holen, bevor man den Verstand sinnvoll einrichten kann. Wählen Sie das Internet an und suchen Sie nach dem nächstgelegenen Auditor, falls Sie das Gefühl haben, daß ihnen das zugestoßen ist!

 

Sobald aber die Eigentümerschaft (Souvereignität) feststeht, können wir darangehen, uns in der Welt des Computers, die zum Verstand so viele Parallelen hat, in Ruhe umzusehen und zu überlegen, ob es dort nicht das eine oder andere Werkzeug gibt, das wir mit Gewinn auch in unserem inneren Computer, dem Verstand, installieren können. Suchen wir uns doch einmal ein beliebiges Werkzeug heraus und spielen ein wenig damit, um zu sehen, was sich damit konkret anfangen läßt!

 

Spielerischer Erstversuch: Die „Zoom“-Werkzeuge

 

Jeder von uns, der schon einmal die Fotos aus seiner digitalen Kamera am Computer retuschiert hat, kennt die Zoom-Werkzeuge. Sie finden sich in jedem Bildbearbeitungsprogramm und dienen dazu, das Foto je nach Bedarf zu vergrößern oder zu verkleinern.

 

Ein häßlicher Pickel auf dem Kinn der Tochter? Eine zu scharfe Falte auf der Stirn von Mama? Kein Problem – wir holen uns die Problemzone mit dem „Zoom in“-Werkzeug groß auf den Schirm und bearbeiten die Falte mit dem Weichzeichner-Pinsel oder übermalen den Pickel mit dem Klon-Pinsel, der die Farbpunkte der benachbarten sauberen Haut über den unverschämten Pickel kopiert. Danach schalten wir mit dem „Zoom out“-Werkzeug zurück ins Originalformat, kontrollieren auf glatte Übergänge, und schon ist die Welt wieder in Ordnung!

 

Was in aller Welt sollten wir mit einem solchen Werkzeug in unserem Verstand? Über welche Pickel und Falten wollen wir uns da hinwegschwindeln? Im ersten Moment ist der Zusammenhang nicht offensichtlich; wenn wir aber die beiden Werkzeug umbenennen, dämmert es uns: Die Lupe mit dem Pluszeichen, mit der wir einen Bildausschnitt vergrößern, nennen wir nicht „Zoom in“, sondern „Detail“ – und die Lupe mit dem Minuszeichen, das wieder das gesamte Bild anzeigt, nennen wir nicht „Zoom out“, sondern „Gesamtzusammenhang“ oder „Kontext“.

 

Das Kontext-Werkzeug oder das „Big Picture“

 

Obwohl es viel mehr Spaß macht, mit dem „Detail“-Werkzeug die bunten Bildpunkte des Pickels der großen Schwester ganz genau zu inspizieren, ist das Kontext-Werkzeug doch das wichtigere von beiden. Es zeigt den Gesamtzusammenhang, in dem die Detailarbeit steht, und gibt damit der Detailarbeit die generelle Richtung vor. Erst wenn wir das „Wohin“ kennen, hat es einen Sinn, sich um das „Wie“ zu kümmern.

 

Die Entdeckung des Kontext-Werkzeugs ist oft eines der größten Ereignisse im Leben. Ein kleiner Bub im Volksschulalter, der verdrossen an seinen Hausübungen sitzt, kann sich innerhalb von fünf Minuten in einen hochmotivierten Studenten verwandeln, wenn man ihm mit Hilfe von ein paar Spielzeugfiguren den Zusammenhang zwischen guten Schulnoten und einer erfolgreichen Karriere (inklusive Spitzeneinkommen) demonstriert. Ein Teenager, den wir dabei ertappen, daß er wieder einmal das Duschen „vergessen“ möchte, kann wenig später nach der Deo-Seife suchen, nachdem man ihn daran erinnert hat, daß die meisten Mädchen keine Burschen mögen, die nach Mülldeponie duften.

 

Wir alle kennen diese Situationen; was wir aber noch verstehen müssen, ist: wir haben das Kontext-Werkzeug verwendet, wir haben „heraus gezoomt“, um mehr von den Zusammenhängen der Einzelsituation zu sehen – und es gibt eine ganze Fülle von Situationen, in denen das selbe Werkzeug auch uns selbst ganz ernorm helfen kann. Warum also verbinden wir es nicht mental mit dem Bild einer Lupe, kombiniert mit einem Minuszeichen, so wie wir es von den Fotoprogrammen kennen?

 

Mit der Zeit können wir uns eine ganze Symbolleiste oder Toolbox mit solchen Merkhilfen einrichten, die wir immer konsultieren, wenn wir zur Abwechslung einmal wirklich ratlos sind. Irgendwann, wenn wir genügend damit geübt haben, verwenden wir sie dann ganz spontan und intuitiv.

 

Die 4. Dimension: Zunkunft

 

Einen noch viel größeren Stellenwert hat das Kontext-Werkzeug, wenn man es nicht nur in den drei räumlichen Dimensionen anwendet, sondern auch in der 4. Dimension: in der Zeit. Im Heimatland der Autorin, Österreich, gibt es ein interessantes Beispiel für die Anwendung des Kontext-Werkzeugs in der 4. Dimension: Hier erzwang in den 70-er Jahren die „grüne Bewegung“ eine Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des bereits gebauten ersten Atomkraftwerks.

 

Mit knapper Mehrheit setzten sich jene Leute durch, die ein paar Jahrzehnte in die Zukunft denken konnten. Das Atomkraftwerk wurde nie als solches verwendet. Es dient heute als Museum und Schulgebäude – und all die Probleme mit der Endlagerung des Atommülls, mit Kraftwerkspannen und Terrordrohungen, wie sie heute jede Woche in den Schlagzeilen sind, blieben Österreich erspart.

 

Tödliche Bedrohungen für die gesamte Menschheit, wie etwa das Erlöschen der Sonne in vielen Milliarden Jahren oder die Wiederkehr gigantischer Asteroideneinschläge im Abstand von Millionen Jahren, erfordern konzentriertestes Denken mit dem Kontext-Werkzeug sowohl räumlich als auch zeitlich auf „Maximum“ geschaltet. Nobelpreisträger und NASA-Experten nehmen uns diese Überlegungen zum Glück größtenteils ab, aber im kleineren Rahmen und vor allem im persönlichen Leben lohnt sich seine Anwendung immer.

 

Andere prominente Denker haben eine weniger glückliche Hand mit dem Kontext-Werkzeug. In einem großen und hochzivilisierten Land, das wir alle bestens kennen,  hat man vor kurzem die Teilnahme an einem internationalen Programm zur Reduzierung der Treibhausgase rückgängig gemacht. Hier fehlt der zeitliche Überblick: was passiert mit diesem Land, wenn die globale Erwärmung zu immer mehr und gefährlicheren Stürmen führt? Werden die Tornados um seine Küsten herumsteuern? Die jüngsten Trümmerhaufen mit ihren tragischen Todesfällen zeigen, daß sie überhaupt keine Rede davon sein kann.

 

Hier sehen wir einen Fehler im Betriebssystem des Verstandes. Die Menschen in diesem Land haben ihr Kontext-Werkzeug so knapp eingestellt, daß sie außerhalb ihrer kleinen vier Wände kaum etwas wahrnehmen und sich wenig darum kümmern, was ihre Regierung anstellt; diese Regierung wiederum blickt nicht weit genug voraus in der Zeit. In beiden Fällen handelt es sich um zu eng eingestellte Kontext-Werkzeuge, einmal in räumlicher, einmal in zeitlicher Hinsicht – die Geschichte wird zeigen, was das noch für Folgen hat.

 

Lebensformen

 

Sobald wir einmal gewohnt sind, das Kontext-Werkzeug groß einzustellen, lernen wir beinahe von selbst, neue Lebensformen als solche zu erkennen und uns schließlich mit ihnen zu identifizieren. Als Lebensform könnten wir mehr oder weniger jede Lebenseinheit bezeichnen, die sich von anderen abgegrenzt hat, die also mehr oder weniger in sich geschlossen ist.

 

Im Maßstab 1:1 sind uns Lebensformen vertraut wie Hunde, Katzen, Bäume, Haustiere, und natürlich Menschen. Wenn wir aber unser Kontextwerkzeug anwenden, erkennen wir irgendwann, daß auch eine Familie eine Lebensform sein kann, eine Stadt, eine geographische Region, ein Land oder sogar ein Planet.

 

Sie alle haben eine Identität, sie haben eine „Haut“, „Gefühle“ und „Reaktionen“ - üben Sie doch einmal nur so zum Spaß, ein paar davon zu erkennen! -, und in den meisten Fällen haben sie auch einen ganz typischen Fall, der auf Processing ebenso ansprechen würde wie auf die Anwendung von Ethik-Zustandsformeln.

 

Wenn sich eine Situation weder in Sitzung noch durch Anwendung von Ethik auflösen läßt, lohnt es sich oft, die nächsthöhere Lebensform in Sitzung zu nehmen, vertreten durch das einzelne Mitglied oder die „Zelle“, die sich körperlich im Zimmer befindet und auf die Auditingfragen antwortet. Manchmal hat das erstaunliche Auswirkungen auf die höhere Lebensform selbst!

 

Es gibt übrigens auch in der anderen Richtung „Lebensformen“ zu entdecken, die oft ganz und gar nicht einer Meinung miteinander sind. Wenn wir je bewußt beobachtet haben, wie sich unser geplagtes Herz gegen die nächste Zigarette oder den nächsten Bissen Schokolade schmerzhaft auflehnt, während eine gierige Zunge oder Kehle nur so danach lechzt, verstehen wir das sofort.

 

Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich dabei übrigens nicht um die Zunge oder Kehle, sondern um ein kleines Gehirnzentrum, den sogenannten „Instant Gratification Spot“, der bei unseren genetischen Vorfahren das jagende Tier für seine Ausdauer durch eine Ausschüttung von Glückshormonen belohnt hat, sobald es anfing, die Beute zu fressen.

 

Auch bei der Zeugung von Nachkommen ist dieses Gehirnzentrum aktiv. Es ist eng mit Sucht- und Abhängigkeitsverhalten verbunden und bringt uns gern in Schwierigkeiten, wenn es um Genuß im Gegensatz zur Vernunft geht. Mit solchen Überbleibseln aus der Vergangenheit müssen wir uns immer wieder auseinandersetzen, wenn wir einen menschlichen Körper managen wollen.

 

Im Prozessing erkennen wir den wahren Künstler daran, daß er Konflikte zwischen solchen Streitparteien nicht nur bemerkt, sondern sie auch miteinander „ins Gespräch bringen“ und eine Art Vertrag erwirken kann, der das Leben für beide erträglich macht. Schließlich sind ja auch Zunge und Kehle - und Gehirnzentren! - auf das Herz angewiesen, also wäre ihnen etwas Rücksichtnahme durchaus zu empfehlen.

 

Das Detail-Werkzeug

 

Sie haben natürlich verstanden: wir sprechen bereits von dem zweiten Zoom-Werkzeug, von der Lupe mit dem Plus-Zeichen, dem „Zoom in“-Werkzeug, das wir vorhin gerade auf Detail-Werkzeug umbenannt haben und das die Dinge größer darstellt als in Wirklichkeit. Es zeigt also Einzelheiten, die wir mit bloßem Augen normalerweise nicht erkennen, oder macht die Grenzen zwischen verschiedenen Wesenheiten deutlich, die man von weitem leicht für eine Einheit halten könnte.

 

Dieses Werkzeug ist von enormer Nützlichkeit, wenn es darum geht, im eigenen Körper Ordnung zu schaffen oder Ordnung zu halten. Die allermeisten Funktionen laufen ja in Größenordnungen ab, die wir nicht mit freiem Auge beobachten können - und ein Mikroskop läßt sich in einen lebenden Organismus nun mal schlecht einschleusen! Also arbeiten wir am besten mit Visualisierung auf der Grundlage unseres Schulwissens. Wir sehen die Dinge nicht optisch, sondern stellen uns bildlich vor, was wir darüber wissen, und projizieren dieses Bild dann auf den Körperteil, in dem sich das betreffende Geschehen abspielt.

 

Materie, auch belebte Materie, macht sich gern selbständig und übernimmt das Kommando, wenn sie nicht gesteuert wird. Je mehr Details wir sehen können, desto zielsicherer können wir steuern. Und unsere Steuervorrichtung ist das projizierte geistige Bild, die Visualisierung. Beim Laufen und Stiegensteigen verwenden wir sie ständig ganz selbstverständlich; beim Beheben von Problemen innerhalb des Körpers ist sie jedoch genauso wirksam!

 

Visualisierung

 

Es gibt z.B. Studien, die belegen, daß Krebskranke größere Heilungschancen haben, wenn sie die medizinische Behandlung mental unterstützen. Was tun sie da genau? Nun, sie stellen sich z.B. vor, wie eine Armee von waffenblitzenden Kriegern die bösen Ungeheuer in ihrem Blut angreift, mit ihnen kämpft und sie vernichtet... oder eine von hunderten ähnlich wirkungsvollen Szenen. Diese Bilder sind nichts anderes als Kommandos: „Greif an!“, „Zerstöre diese aggressiven Zellen!“ Sie werden ohne Worte gegeben - in der Ursprache des geistigen Wesens, als bewegtes, von starker Absicht energetisiertes geistiges Bild.

 

Es muß nicht unbedingt so romantisch sein. Wenn wir einfach visualisieren, wie die kleinen roten Fahrradkuriere, die in unserem Blut den Sauerstoff transportieren, sich aktiv und unternehmungslustig an den schwerfälligen Lastwagen vorbei in jede noch so winzige Einbahnstraße vorarbeiten, statt lahm und passiv im Verkehr auf den Hauptstraßen dahinzutreiben - wer weiß, vielleicht haben wir genau in diesem Augenblick etwas für unsere Durchblutung getan?

 

Für den Einsatz des Detail-Werkzeuges beim Management des Körpers gäbe es noch eine Unzahl von anderen Beispielen. Welche würde Ihnen am meisten weiterhelfen? Experimentieren Sie damit!

 

Und natürlich ist auch der Körper nur eines der vielen Dinge, die wir in unserem Leben zu managen haben. Die beiden Zoom-Werkzeuge lassen sich auf jeden Lebensbereich anwenden.

 

Wann benötigen wir welches Zoom-Werkzeug?

 

Ja, das ist die Preisfrage! Die Antwort wirkt auf den ersten Blick simpel: Beide Zoom-Werkzeuge benötigen wir dann, wenn wir nicht genügend sehen. Im einen Fall sehen wir nicht genügend Details, um eine Situation wirklich zu verstehen; im anderen Fall sehen wir nicht genug vom Gesamtzusammenhang, um uns darüber klar zu werden, wie wir uns verhalten sollen.

 

Immer dann den Zoom-Faktor umzuschalten, wenn wir nicht genug sehen, ist eine einfache und zugleich eine schwierige Regel, denn wie können wir sehen, was wir nicht sehen? Ein Widerspruch in sich selbst! Glücklich, wer mangelnden Ein- oder Überblick spirituell als eine Art diffuses Unbehagen oder vagen Schmerz wahrnehmen kann. Wenn Sie so etwas spüren, sind Sie gut beraten, möglichst sofort alle möglichen Zoom-Einstellungen in Bezug auf eine bestimmte Sache schrittweise durchzugehen, um festzustellen, welche Sicht Sie ergänzen müssen.

 

Fehlen Ihnen Einzelheiten? Fehlt Ihnen der Zusammenhang? Haben Sie nicht genügend groß gedacht, oder sich kleinste Vorgänge nicht genügend plastisch vor Augen geführt? Falls Sie bei diesen Fragen Unbehagen spüren, könnten Sie sie vielleicht sogar am E-Meter durchgehen und etwaigen Anzeigen nachgehen.

 

Aber auch ohne diese spezielle Wahrnehmungsfähigkeit können Sie sich helfen. Es ist zum Beispiel eine gute Idee, niemals zu lange in ein- und derselben Zoom-Einstellung zu bleiben, sich also weder auf feine Einzelheiten noch auf den Gesamtzusammenhang zu sehr festzulegen. Das gilt für alle Lebensbereiche, in denen Sie aktiv sind, seien sie nun materieller oder spiritueller Natur.

 

Wenn Sie in Ihrem Blick auf das Leben ständig zwischen genauem Detail und weitem Überblick oder „großem Horizont“ pendeln, haben Sie die beste Chance, daß Ihnen in beiden Bereichen nichts Wichtiges entgeht, so daß Sie beides zugleich können: umsichtig steuern und exakt manövrieren.

 

 

Lesen Sie im nächsten Artikel dieser Serie: „Umgang mit Ausnahmesituationen“